Wer die Diagnose Otosklerose bekommt, ist im ersten Moment natürlich geschockt. Was bedeutet das für mein Hören, für mein Leben? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wie sind die Erfolgsaussichten? Die wichtigste Versicherung, die wir Ihnen hier geben möchten: Sie sind nicht allein und es gibt sehr gute Behandlungsmöglichkeiten mit einem passiven Mittelohrimplantat (Steigbügelprothese).
Bevor wir uns ansehen, was Otosklerose ist, möchten wir Ihnen erklären, wie Hören funktioniert. Dadurch werden Sie nicht nur Ihre Diagnose, sondern auch die Behandlungsmöglichkeiten besser verstehen und gegebenenfalls zusammen mit Ihrem Arzt zwischen ihnen entscheiden können.
Unser Gehör vollbringt jeden Tag eine unglaubliche Leistung. Es arbeitet rund um die Uhr und wandelt Schallwellen zuerst in Minibewegungen und dann in elektrische Impulse um, damit das Gehirn sie als Geräusche, Stimmen oder Musik interpretieren kann.
Das ist aber erst der Anfang: Denn es gibt nicht nur die Kategorien „Geräusche“, „Stimmen“ oder „Musik“ – nein, wir können zwischen unzähligen Geräuschen unterscheiden, können verschiedene Instrumente erkennen; wir hören, ob ein Ton hoch oder tief ist, ob er laut oder leise ist, ob eine Stimme sanft oder kräftig klingt. Und weil das so wundervoll und beeindruckend ist, möchten wir Ihnen in diesem Video erklären, wie das Gehör das alles macht:
Sie sehen schon: Das Gehör ist ein sehr sensibles System, bei dem viele kleine Teile exakt zusammenspielen müssen, damit es funktioniert. Leider ist es aber gar nicht so selten, dass ein Teil dieses Systems nicht mitspielt und das Hören dadurch eingeschränkt ist. In den nächsten Absätzen sehen wir uns die Gehörknöchelchen (auch Ossikel genannt) genauer an und sprechen darüber, was passiert, wenn sie ihre Funktion nicht mehr erfüllen können.
Beim Trommelfell werden die Schallwellen in mechanische Bewegungen umgewandelt. Der Hammer ist mit dem Trommelfell verbunden und nimmt dessen Bewegungen auf und überträgt sie weiter an den Amboss und den Steigbügel. Durch die Bewegungen des Steigbügels wird die Flüssigkeit im Innenohr angeregt, was schlussendlich zu den elektrischen Impulsen führt, die vom Gehirn interpretiert werden können.
BWir halten fest: Damit das Gehör einwandfrei funktionieren kann, müssen alle drei Gehörknöchelchen und die sie umgebenden Bänder frei schwingen können. Bei Otosklerose (oto – griechisch: Ohr; Sklerose – griechisch: Verhärtung) tritt eine Verknöcherung von gewissen Strukturen im Bereich des Steigbügels auf, d.h. dass sich durch Otosklerose Teile, die normalerweise beweglich sind, nicht mehr frei bewegen können. Das führt dazu, dass Schallwellen gehemmt und nicht vollständig weitergeleitet werden können und so kein oder nur ein verminderter Höreindruck entstehen kann. Man spricht hier von einem Schallleitungshörverlust.
Der Auslöser für Otosklerose ist bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Allerdings scheinen Viren, Hormone oder die genetische Anlage als Gründe wahrscheinlich. So wird eine familiäre Häufung beobachtet – was ein Hinweis auf genetischen Einfluss nahelegt –, sowie ein fast doppelt so häufiges Vorkommen bei Frauen als bei Männern – was wiederum auf den Einfluss von Hormonen hinweist [1].
In den allermeisten Fällen beginnt die Verknöcherung beim Ringband[1], das die Fußplatte des Steigbügels umgibt, und beschränkt sich auf diesen Bereich. Da Otosklerose grundsätzlich eine fortschreitende Erkrankung ist, ist es allerdings möglich, dass sie sich auf andere Bereiche des Mittel- und Innenohrs ausdehnt. Wird Otosklerose auf einer Seite festgestellt, kann davon ausgegangen werden, dass in ca. 70% der Fälle das zweite Ohr ebenfalls erkranken wird.
[1] Otosklerose – Wikipedia
Anja Richter über ihre Diagnose der Otosklerose und ihre Versorgung mit passiven Mittelohrimplantaten von MED-EL.